Neodies Archiv

[Schicksal]

Die Stadt
Es ist ruhig. Fast alle Geschäfte blieben geschlossen heute. Nur der Hafen und einige wenige Kneipen sind heute offen. Abgesehen vom Friedhof und den Leuten die hinpilgern und den bald leeren Lazarett am Palastplatz ist wenig los in der Stadt.
Trotzdem liegt eine gewisse Spannung in der Luft. Die Jagd hat begonnen.

[Arget]

"Ist es. Diese Stadt hier ist ein gutes Beispiel dafür."
Ich seufze und starre kurz den Pfirsich in meiner Hand an, bevor ich noch ein Stück abbeiße.
"Im Endeffekt heißt Erinnern und Nicht-Erinnern für mich aber nur mehr Arbeit..."
Noch ein Stück verschwindet vom Pfirsich, als ich mich umdrehe und den weiten, leeren Platz vor mir anschaue. Verschiedene Stadien des Marktplatzes und der Stadt um ihn herum kommen mir ins Gedächtnis. Teils alles in bester Ordnung, teils alles von Kriegen zerstört, teils alles im Wiederaufbau.
"Vielleicht mache ich das hier schon zu lange...", murmle ich in mich hinein.
Kopfschüttelnd und mit einem weiteren Bissen verdränge ich die Gedanken wieder. Mich zu Celestine umdrehend, frage ich schließlich:
"Aber sagt mir doch, Celestine, was genau habt Ihr nun eigentlich vor?"

[Mimoriga]

Was ich nun vorhabe...
Wieder spüre ich den Stein in meinem Magen. Mein Versagen als Diplomatin.
Was Mutter und Vater nur denken werden...

Die Straßen um uns herum sind still. Es scheint, als habe es die gestrige Euphorie nie gegeben. Stattdessen wirken einzelne Gassen sogar recht bedrohlich und die Luft scheint merkwürdig geladen.
Das Jagdfieber ist ausgebrochen...
Schließlich wende ich mich Patchouli zu und versuche nicht mehr an die "Jagd" zu denken.
"Ich werde mich zunächst dem Rat Atollias beugen und nach Atollia zurückkehren müssen, um auf Bahlen Bericht zu erstatten." Nachdenklich betrachte ich das Brot und die Kirschen in meinen Händen.
"Und danach werde ich mich selbst auf die Suche begeben. Was habt ihr vor, wenn man fragen darf, Patchouli?"

[Arget]

"Wie schon gesagt, ich werde versuchen - nein, ich werde mein Versagen von gestern wiedergutmachen. Auch wenn es scheinbar keinerlei Hinweise darauf gibt, wo sich der Magier derzeit aufhält, ich werde ihn finden und ausschalten, bevor er zur Bedrohung für mehr als nur ein Reich wird.
Und mit 'Euch selbst auf die Suche begeben' schätze ich, dass ihr damit auch den Magier meint?"

[Mimoriga]

"Ja, den meine ich auch. Mir ist jedoch auch zu Ohren gekommen, dass es einen weiteren Magier geben soll, der Königin Amelia in seiner Gewalt hat. Beide scheinen überaus mächtig zu sein."
Ich betrachte meinen Degen.
Ob es überhaupt möglich ist, gegen Magier mit einem Degen zu kämpfen? Gegen seine Magie ist die meine ein Tropfen auf den heißen Stein.
"Es war vorauszusehen, dass soetwas passiert..." bemerke ich, etwas leiser, mit einem Seufzen.

[Schicksal]

Auf dem Marktplatz
Der alte Mann an seinem Stand raucht weiter. Mit einem leicht misstrauischen Blick betrachtet er seine Umgebung, doch scheint er keine Erklärung zu kennen, warum der Platz so leer oder der Uhrturm eingestürzt sind.
Schräg gegenüber der Position von Patchouli und Celestine ist ein Gebäude. Verglichen mit dem Rest der Gebäude am Platz ist es recht unspektakulär und simpel. Erstaunlich ist nur das massive Tor und die leicht festungsartige Bauart.
Aufmerksamkeit erregt dieses Gebäude jedoch nicht durch das Aussehen, sondern wegen dem Gemurmmel vieler Stimmen, dass selbst durch dieses massive Tor zu vernehmen ist.

[Mimoriga]

Für einen Moment lasse ich schließlich meinen Blick schweifen. Das Relikt wirkt fast verloren, verloren in der Leblosigkeit der Stadt. Verloren auch vor dem großen Tor, vor dem wir stehen. Es wirkt recht massiv.
Eine Stimme dringt an mein Ohr und ich wende mich Patchouli zu.
"Verzeiht, habt ihr etwas gesagt?"
Doch plötzlich höre ich eine weitere, und sie kommt eindeutig nicht aus Patchoulis Richtung.
Die Stimmen vermischen sich zu einem Stimmgewirr - und das kommt aus der Richtung des Tores.
"Wohin führt dieses Tor? Was ist das für ein Gebäude?"
frage ich eher mich selbst.

[Schicksal]

Die Zeit
Der ereignislose Tag neigt sich weiter seinem Ende zu. Der Horizont färbt sich langsam in verschiedensten Rottönen. Es ist bereits früher Abend.

Das Tor
Jetzt wo die zwei Frauen dem Tor näher stehen, kann man klar erkennen, dass dieses laute Gemurmel die Stimmen einer hohen Anzahl Männer ist. Den Wortlaut der Diskussion kann man jedoch nicht vernehmen.

[Arget]

Wir gehen auf das Gebäude zu, aus dem das Stimmengewirr zu kommen scheint.
"Hm... wenn ich mich recht entsinne, hat das Gebäude früher als Truppenunterkunft gedient, aber das war vor einigen Jahrzehnten. Für was es derzeit benutzt wird, weiß ich nicht."
Vor dem gewaltigen Tor bleiben wir schließlich stehen und ich versuche, irgendetwas aus dem herausdröhnenden Gemurmel zu verstehen.

[Schicksal]

Das Tor
Man versteht nichts. Jedoch kann man erkennen, dass die Männer auf der anderen Seite äusserst erregt und aufgebracht klingen. Von fürstlichen Truppen ist hier nichts zu sehen. Anscheinend ist es keine Kaserne mehr.