Neodies Archiv

[Mobius]

Leicht zucke ich unter dem kalten Eis zusammen. Entspanne mich jedoch wieder schnell. Mit dem offenen Auge, dass nicht durch den Eisbeutel bedeckt ist erhasche ich einen Blick auf Kishari. Sie schein besorgt zu sein und blickt bedrückt auf meine Wunden.
Benebelt von Stolz und Schmerz lasse ich meinen ganzen Charm raus und sage ihr mit schiefen Grinsen: "Mit einem Lächeln auf den Lippen siehst du hünbscher aus."

[Aiya]

War das sein Ernst? Perplex sah Kishari Aran in die Augen und wusste nicht was sie tun sollte. Seine Worte hatten ein sachtes Klopfen in ihrem Herzen ausgelöst und für einen Moment war sie peinlich berührt. Im nächsten Augenblick war sie erzürnt darüber, dass er sie nicht immer hübsch fand und darauf folgte ein sachtes Glucksen ihrerseits vor Entspannung. Mit diesen Worten hatte er sie befreit von der Anspannung, die sie eingenommen hatte ab dem Zeitpunkt als sie Salazars Stimme an Deck zum ersten Mal seit einem Jahr wieder gehört hatte. Sie lachte aus Erleichterung, dass Aran ihr scheinbar nicht die Schuld zuschob und ihre Stimmung zu retten versuchte und zugleich liefen ihr die Tränen über die Wange. Erst jetzt wurde Kishari bewusst wie viel Angst sie verspürt hatte und wie wenig sie gegenüber solcher alltäglicher Verhaltensweisen, die ihr seit Jahren begegneten, abgestumpft war. Mit der noch immer leicht zitternden linken Hand wischte sie sich die Tränen aus den Augen und begann den Versuch sich wieder zu beruhigen. Doch noch immer saß die Beklommenheit in ihrem Brustkorb und behinderte eine gleichmäßige Atmung, während das Lächeln eher hilfloser Natur war. "Ich hatte solche Angst vor ihm", gestand sie schließlich mit gesenktem Kopf. "Seit zwei Jahren lebe ich damit als willenloser Gegenstand angesehen zu werden und doch erschreckt es mich immer wieder auf welch verzerrte Art und Weise die Männer reagieren können." Ihre Stimme war leise und belegt, während sie Salazars gierigen Blick und seine Berührungen zu vergessen suchte.

[Schicksal]

Türe
Es klopft. "Arzt ist da!", ruft eine Stimme, deren Besitzer ohne die Antwort abzuwarten eintretet. Der Mann hat weisse Haare, ist aber nicht über fünfzig Jahre alt.
Er stellt sich neben Aran, nimmt sein Handgelenk in die Hand und vergleicht den Puls mit seinem eigenen. Danach hebt er das Eis vom anderen Handgelenk und überprüft schweigend die Beweglichkeit des selbigen. Dabei befragt er Aran welche Bewegungen schmerzen. Seinen Test beendet widmet er sich dem Gesicht. Er presst ein wenig auf der Wange rum, was Aran zusammenzucken lässt.
"Folgen sie mit dem Blick bitte meinem Auge.", sagt der schweigsame Arzt Aran. Der Arzt legt das Eis wieder drauf und wendet sich Kishari zu.
"Sein Handgelenk ist gestaucht und seine Wange geprellt.", erklärt er, "Nichts gebrochen und keine Gehirnerschütterung."
Entnimmt seiner Tasche Verbandszeug, eine Salbe und ein kleines Gefäss mit einer stark nach Kräuter riechenden Flüssigkeit.
"Handgelenk mit der Salbe einstreichen und verbinden.", erklärt er und gibt ihr die Materialien, "Wange weiter kühlen und vor dem schlafen drei Tropfen der Flüssigkeit einnehmen gegen die Schmerzen."
Er wirft einen Blick zu Aran rüber.
"Er sollte morgen in der Früh wieder vollkommen da sein. Er wird einfach etwas schmerzen haben.", mit diesen Worten packt er wieder seine Tasche und geht zur Türe.
"Guten Abend.", sagt er, bevor er den Raum verlässt.

[Aiya]

Betroffen wich Kishari dem eintretenden Fremden aus und versuchte sich entfernt vom Sessel zu beruhigen. Sie lehnte an der Wand und verfolgte die ärztliche Visite nur halbherzig. Es machte keinen Sinn jetzt in Tränen auszubrechen. Die Störung machte es ihr möglich sich nach und nach von dem Geschehenen abzukapseln. Bald war es eine Erinnerung, eine Geschichte die nicht sie selbst sondern jemand anderes erlebt hatte. Sie würde darüber reden können, sich aber nicht mehr selbst als Opfer sehen. Sie kam zum Ende ihrer psychischen Erholung als auch der Arzt sein Handwerk beendete. Die Salbe, sowie Verbandszeug und eine Kräuterflüssigkeit in Empfang nehmend nickte sie nur sacht. "Wird gemacht", antwortete sie pflichtbewusst und dankte dem Arzt für sein schnelles Erscheinen und seine Hilfe. Dann war er auch schon wieder verschwunden und die Stille kehrte zu ihnen beiden zurück. "Entschuldige meine Reaktion eben", bat sie Aran und kniete sich wieder zu ihm, nahm vorsichtig seine Hand, entfernte den kühlenden Beutel und strich in zarten Bewegungen die Salbe auf das Gelenk auf. Sie gab sich viel Mühe nicht zu viel Druck auszuüben, der vielleicht Schmerzen mit sich bringen konnte. Dann schloss sie die Salbendose wieder und stellte sie auf das Tischchen, um sich daran zu machen das Verbandszeug anzulegen. Wieder fixierte sie den Stoff nur mit feinen Berührungen, legte den Verband dennoch eng und stützend an. Die kleinen unbedachten Bewegungen sollten abgefedert werden, um die Heilung durch Ruhestellung zu ermöglichen. Am Ende des Verbandes angekommen formte sie einen Knoten und legte Arans Hand wieder sacht ab. Dann hob sie ihre Hand wieder an und kühlte seine Wange. "Geht es im Sitzen, oder wäre dir eine liegende Position lieber? Vielleicht solltest du schlafen, wenn du kannst." Fragend sah sie zu ihm auf, ein wenig verloren mit sich selbst.

[Mobius]

Kurz blicke ich aus dem Fenster. Wir kommen bald an.
"Ich sollte mich wohl kurz hinlegen, bevor wir anlegen.", antworte ich und versuche mich langsam zu erheben.
Wieder auf den Beinen strecke ich meinen Rücken und lasse meinen Kopf etwas kreisen.
Ich fühl' mich zwar immer noch wie Hackfleisch, doch besser als vorhin.

[Aiya]

Gespannt verfolgte Kishari Arans Bewegung. Immerhin schien er sich entgegen dem langen Marsch durch den Gang wieder gefangen zu haben. Sie würde ihn nicht stützen brauchen. Darum ging sie ihm aus dem Weg, damit er sich frei bewegen konnte. Ihr Blick lag allein auf ihm und seinem Wohlergehen. Sie machte sich noch immer Vorwürfe. Wäre sie doch bloß im Zimmer geblieben und nicht kopflos auf das Deck gestürmt. Hätte sie ihren Drang nach Luft nicht später nachgehen können? Frustriert über sich selbst stand sie nur schweigend da und beschäftigte ihre Finger miteinander. "Nimm ruhig mein Bett, der Weg ist kürzer", bot sie ihm die recht zerrupft aussehende Liegemöglichkeit an. Nun war sie peinlich berührt. Es sah aus, als hätte sie es mit Absicht gemacht, als hätte sie sich wenig adelig darin gewälzt, bis das Laken nicht einmal mehr an den Rändern fest um die Matratze haftete. "Möchtest du die Kräutermixtur gleich einnehmen?" Wobei sie nicht genau wusste was dann mit ihm passieren würde. Vielleicht würde er müde werden, doch in seinem jetzigen Zustand würden sie wohl kaum ihr Unterfangen durchführen können. Aran so angeschlagen auf einem Pferderücken? Oder gar vor dem Prinzen? Wie sollte man das erklären?

[Mobius]

Zweifelnd betrachte ich ihr Bett, mir nicht ganz sicher, ob es nach der vorherigen Szene angebracht wäre dieses gutes Gewissens zu benützen. Ein Blick zu Kishari jedoch überzeugt mich. Ich will sie nicht kränken, gleichzeitig scheint sie ziemlich besorgt um mich zu sein. Ihr zuliebe nicke ich schliesslich resignier und nähere mich langsamen Schrittes. Vorsichtig setze ich mich hin und nehme meine Robe und Schuhe ab, bevor mich niederlege.
"Keine Tropfen.", antworte ich schliesslich auf ihre Frage, "Wir kommen bald an und ich möchte dann nicht halb betäubt rumwatscheln."

[Aiya]

Mit einem vorsichtigen, wahrscheinlich nicht zu sehenden Nicken stellte Kishari die Phiole mit der Kräuterflüssigkeit wieder ab und blieb dem Bett fern. Er brauchte seine Ruhe und sie war sich nicht sicher, was passierte wenn sie erneut so eng in der Nähe eines Bettes zusammen waren. Darum ließ sie sich auf dem anderen Sessel nieder und widerstand dem Drang zu Aran herüber zu sehen. Entgegen ihres Auftretens in seinem Zimmer und auf seinem Bett hatte er noch die Zeit die Schuhe davor stehen zu lassen. Leise seufzend entledigte sie sich ihrer Stiefel, um sich auf der Sitzfläche zusammenrollen zu können. Die Knie angezogen, umschlang sie diese mit ihren Armen und lehnte ihre Stirn dagegen ab. Mit geschlossenen Augen suchte sie die Ruhe auf und ordnete ihre Gefühle Stück für Stück. Sie wusste nicht genau was es war, doch Arans abwesendes Verhalten kratzte an ihr. Angst, Ekel, Verstörung hatten ihr zugesetzt und er kam nicht einmal auf die Idee sie in die Arme zu nehmen und ihr Schutz zu vermitteln. Doch hatte er einen Grund dazu so zu handeln? Er fühlte sich vielleicht nur verantwortlich für sie, weil sie zusammen reisten und hatte die Chance genutzt der Held zu sein. Nun, mit all den eingesammelten Schmerzen, hatte er wohl mehr mit sich selbst zu tun als sich Gedanken um sie zu machen. Wieso nur war es so schwer ihm dies einzugestehen? Aran brauchte ihr chaotisches Leben nicht interessieren, wie der Schmerz des Verlustes von geliebten Menschen noch frisch in ihr innewohnte und nun die neuen Wunden des respektlosen Verhaltens schwer oben auf lagen. Es waren allein ihre Probleme, ihre angeknackte Psyche und damit musste sie wie immer allein fertig werden. In leisen Tränen fühlte sie die sanfte Umarmung, die ihre Freunde ihr geschenkt hätten. Gaam hätte einen Witz erzählt, nur um sie wieder lachen zu sehen und zusammen hätten sie solange Blödsinn erzählt, bis keiner mehr an Salazar gedacht hätte.

[Schicksal]

Zeit
DIe Zeit verstreicht nur schleppen in der Stille von Kisharis Gemach. Das leise Knarren des Holzes und das beständige Plätschern des Wassers vermischen sich mit der gleichmässigen Atmung Arans.
Draussen ist es bereits dunkel geworden. Durch das Fenster kann man die Lichter der Stadt sehen, als sich die Panthare in selbige einfährt und sich langsam dem Dock in der Mitte der Stadt nähert. Nur noch wenige Minuten.

Aran
Er schläft ruhig, auch wenn sein Gesicht etwas verzogen ist. Auf seier Hand ruht ein Beutel mit kaltem Wasser, ein weiterer neben seinem Kopf. Seine Wange ist inzwischen leicht angelaufen.

[Aiya]

In einen Tagtraum mit ihren Freunden gefangen erwachte Kishari erst, als ihr Fuß von der Sitzfläche rutschte und ihre komplette Haltung dadurch auseinanderbrach. Überrascht sah sie auf und rieb sich dann mit den Handrücken über die feuchten Augen. Sie schüttelte den Kopf, versuchte die lästigen Gedanken zu verdrängen und fischte unpräzise nach ihren Stiefeln, um sie wieder anzuziehen. Gleich darauf suchte sie ihren Umhang auf und zog ihn sich eng um die Schultern und schloss die Schnalle vorn. Es war ihr kalt geworden. Mit einem Blick aus dem Fenster begnügte sie sich für zwei ausgedehnte Minuten, dann sah sie zu Aran herüber. "Aran, aufwachen. Wir sind gleich da." Ihre Stimme gewann erst nach seinem Namen an Stärke. Ein Räuspern folgte sowie ein forschender Blick ob das gereicht hatte, um ihren Reisegefährten zu wecken. Ihre Hand suchte im Halbdunkeln nach der Phiole und dem Salbengefäß, um die Gegenstände in ihrem Gepäck zu verstauen. Damit war sie fertig für die Abreise. Hauptsache dieser Tag fand endlich ein Ende und ein neuer Morgen würde auch einen komplett neuen Tag mit sich bringen.